Umsteigen - aber wie?
"Ich würde so gerne auf Normalkost umstellen, aber ich weiß nicht wie und die Ärzte raten mir dringend zu Sondenkost".
Auf diese Aussage treffe ich immer wieder. Umsteigen auf Normalkost. Für wen geht das überhaupt? Und wie fange ich am besten an? Das Leben mit einem Sondenpatienten kann gerade am Anfang ein wenig aufwühlend sein. Also nähern wir uns den Fragen doch einfach mal Schritt für Schritt.
Fragen wir uns zunächst, unter welchen Voraussetzungen wir uns jeweils Gedanken machen.
Nehmen wir an, Sie sind Eltern eines Neugeborenen, das eine NG-Sonde hat, also so einen dünnen Schlauch in der Nase, mit dem der Säugling ernährt wird. In dem Fall ist es zumindest am Anfang recht leicht, denn eine NG-Sonde ist nicht auf Dauer ausgelegt. Das bedeutet, die behandelnden Ärzte gehen davon aus, dass die Sonde nur der vorübergehenden Unterstützung dient. Wovon ernähren sich Säuglinge? Am besten von Muttermilch. Falls das Stillen also noch nicht oder nicht ausreichend funktioniert, denken Sie darüber nach, abzupumpen und auf diese Weise die Muttermilch über die Sonde zu verabreichen. Wenn Sie ein Frühchen haben, wird der kleine Racker das schon irgendwann begreifen, wie das an der Brust oder alternativ an der Flasche funktioniert und Sie sind die Sonde bald wieder los.
Wenn Sie Eltern eines besonderen Kindes sind, dann kann es sein, dass die NG-Sonde recht bald durch eine PEG-Sonde ersetzt wird. Hier müssen wir uns einfach Gedanken machen, wie das Kind bislang ernährt wurde. Wurde es noch gestillt bzw. hat sein Fläschchen bekommen? Fein, dann lassen Sie es erstmal dabei, das geht beides ganz fantastisch auch über die PEG. Die Umstellung auf Breikost funktioniert wie bei allen anderen Kindern auch. Ideal ist es, sich an die Empfehlungen des Forschungsinsituts für Kinderernährung in Dortmund zu halten. Die haben Ahnung von gesunder Kinderernährung.
Wenn das Kind schon die ersten Breie gefuttert hat, ist das auch kein Problem, fangen Sie ruhig mal ganz klein an. Haben Sie selber gekocht oder auf fertige Gläschen zurück gegriffen? In beiden Fällen sollten Sie in jedem Fall darauf achten, dass die Nahrung ganz fein püriert ist. Wenn Sie Gläschen kaufen, nehmen Sie die für den vierten Monat, da kann nichts schief gehen. Verdünnen Sie einfach mit Wasser oder Tee bis sich die Masse problemlos mit einer Spritze aufziehen lässt und dann ab in die Sonde. Genau so verfahren Sie mit dem ersten Milch- bzw. Getreidebrei. Sobald feste Nahrung eingeführt wird, sollte man ohnehin auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, diese Flüssigkeit fügen Sie also zumindest teilweise durch das Verdünnen schon hinzu.
Nichts davon trifft zu, sondern Sie betreuen jemanden, der normal gegessen hat und später im Leben aus welchem Grund auch immer eine Sonde braucht? Prima, dann haben Sie einen entscheidenden Vorteil: Sie wissen genau, wie viel und was dieser Sondenpatient üblicherweise zu sich genommen hat. Das können Sie so weiter geben, halt verdünnt. Wenn Patienten sich noch äußern können, ist es für alle Beteiligten schön und bedeutet echte Inklusion, wenn sich der Sondenpatient selber aussuchen darf, was in den Mixer kommt.
Spätestens jetzt rechne ich mit den ersten Stimmen, die ganz laut ein "ABER" loswerden müssen.
"Aber die Ärzte haben gesagt, dass wir jetzt Sondenkost geben müssen, weil sonst nichts vertragen wird und außerdem ist das die einzig komplette Nahrung. So kann man selber gar nicht kochen". Stimmt. So sollte auch niemand kochen. Oder nehmen Sie mit jeder Mahlzeit alle Nährstoffe in exakt dem empfohlenen Verhältnis zu sich? Also ich nicht und das hat die Natur auch gar nicht vorgesehen. Es ist gut, wenn wir am Ende des Tages ausgewogen ernährt sind. Wie wir dahin kommen ist per se unerheblich. Wäre es schädlich, sich so zu ernähren, wären alle Normalesser krank und nebenbei bemerkt: Trennkost wäre völlig verpönt. Das ist nämlich nichts anderes, als sich eben NICHT vollbilanziert mit jeder Mahlzeit zu ernähren, sondern zu trennen. Jeder, der Trennkost schon mal ausprobiert hat, weiß, dass sie funktioniert. Kein Hunger, man fühlt sich fit.
Sie trauen sich immer noch nicht? Dann gehen Sie doch mal vor den Spiegel und betrachten sich: Sie stehen da in mehr oder weniger voller Blüte? Prima, dann haben Sie offenbar schon verstanden, wie Ernährung funktioniert oder leben Sie ausschließlich von Shakes jeden Tag?
Noch immer Zweifel, weil der Kinderarzt dringend die Sondenkost verordnen möchte? Haben Sie weitere Kinder? Essen die normal? Wenn ja - super. Sie haben also schon mal unter Beweis gestellt, dass Sie ein Kind oder mehrere gut ernähren können. Nur weil eins Ihrer Kinder jetzt einen direkten Zugang zum Magen hat, ändert sich nicht grundlegend an der Tatsache etwas, dass da Nahrung verabreicht wird. Im Idealfall eben ECHTE Nahrung.
Sie sind unsicher, weil Sie eben kein weiteres Kind haben und Angst haben, etwas falsch zu machen? Was hätten Sie denn gemacht, wenn das Kind keine Sonde hätte? Vermutlich hätten Sie gemäß try & error einfach versucht herauszufinden, was funktioniert und was nicht, wie viel notwendig ist und was vertragen wird. Das ist relativ einfach, wenn das Kind sich äußern kann, wird zum Ratespiel, wenn es dazu nicht in der Lage ist. Aber Sie wussten ja nicht, dass das Kind eine Sonde haben wird und haben sich trotzdem auf das Abenteuer "Kind" eingelassen. Es hat sich grundsätzlich nichts geändert. Trauen Sie sich!
Noch nicht überzeugt, weil "Sondenkost ist halt besser" immer noch in Ihrem Kopf spukt? Was genau ist denn daran besser? Zweifelsohne ist es bequem. Flasche auf und rein in den Patienten. Sie können sich gerne selber so ernähren - ist ja gesund sagen Ärzte und vor allem die Ernährungsberater der einschlägigen Sondenkosthersteller. Es spricht auch wirklich nichts dagegen. Wenn Sie ihren Kalorienbedarf kennen, dürfen Sie sich das gerne gönnen. Nur ein kleiner Hinweis: Schauen Sie sich zum Spaß mal die Zutatenliste an. Die Angelsachsen empfehlen bekanntlich: If you can't read it, don't eat it. Wahrscheinlich liegt es also an meinem etwas heiklen Geschmacksempfinden, dass ich die Sondenkost so gar nicht mag oder aber an meinem unzureichenden Ausländisch. Ich mag es lieber natürlich und am besten so, wie ich auch in etwa essen möchte.
Sie schwanken noch? Wenn ich bei der Entscheidung helfen kann, lassen Sie es mich wissen. Sie erreichen mich über meinen Blog oder über Facebook ganz bequem. Es würde mich freuen, wenn es bald heißt: Umsteigen bitte!
Auf diese Aussage treffe ich immer wieder. Umsteigen auf Normalkost. Für wen geht das überhaupt? Und wie fange ich am besten an? Das Leben mit einem Sondenpatienten kann gerade am Anfang ein wenig aufwühlend sein. Also nähern wir uns den Fragen doch einfach mal Schritt für Schritt.
Fragen wir uns zunächst, unter welchen Voraussetzungen wir uns jeweils Gedanken machen.
Nehmen wir an, Sie sind Eltern eines Neugeborenen, das eine NG-Sonde hat, also so einen dünnen Schlauch in der Nase, mit dem der Säugling ernährt wird. In dem Fall ist es zumindest am Anfang recht leicht, denn eine NG-Sonde ist nicht auf Dauer ausgelegt. Das bedeutet, die behandelnden Ärzte gehen davon aus, dass die Sonde nur der vorübergehenden Unterstützung dient. Wovon ernähren sich Säuglinge? Am besten von Muttermilch. Falls das Stillen also noch nicht oder nicht ausreichend funktioniert, denken Sie darüber nach, abzupumpen und auf diese Weise die Muttermilch über die Sonde zu verabreichen. Wenn Sie ein Frühchen haben, wird der kleine Racker das schon irgendwann begreifen, wie das an der Brust oder alternativ an der Flasche funktioniert und Sie sind die Sonde bald wieder los.
Wenn Sie Eltern eines besonderen Kindes sind, dann kann es sein, dass die NG-Sonde recht bald durch eine PEG-Sonde ersetzt wird. Hier müssen wir uns einfach Gedanken machen, wie das Kind bislang ernährt wurde. Wurde es noch gestillt bzw. hat sein Fläschchen bekommen? Fein, dann lassen Sie es erstmal dabei, das geht beides ganz fantastisch auch über die PEG. Die Umstellung auf Breikost funktioniert wie bei allen anderen Kindern auch. Ideal ist es, sich an die Empfehlungen des Forschungsinsituts für Kinderernährung in Dortmund zu halten. Die haben Ahnung von gesunder Kinderernährung.
Wenn das Kind schon die ersten Breie gefuttert hat, ist das auch kein Problem, fangen Sie ruhig mal ganz klein an. Haben Sie selber gekocht oder auf fertige Gläschen zurück gegriffen? In beiden Fällen sollten Sie in jedem Fall darauf achten, dass die Nahrung ganz fein püriert ist. Wenn Sie Gläschen kaufen, nehmen Sie die für den vierten Monat, da kann nichts schief gehen. Verdünnen Sie einfach mit Wasser oder Tee bis sich die Masse problemlos mit einer Spritze aufziehen lässt und dann ab in die Sonde. Genau so verfahren Sie mit dem ersten Milch- bzw. Getreidebrei. Sobald feste Nahrung eingeführt wird, sollte man ohnehin auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, diese Flüssigkeit fügen Sie also zumindest teilweise durch das Verdünnen schon hinzu.
Nichts davon trifft zu, sondern Sie betreuen jemanden, der normal gegessen hat und später im Leben aus welchem Grund auch immer eine Sonde braucht? Prima, dann haben Sie einen entscheidenden Vorteil: Sie wissen genau, wie viel und was dieser Sondenpatient üblicherweise zu sich genommen hat. Das können Sie so weiter geben, halt verdünnt. Wenn Patienten sich noch äußern können, ist es für alle Beteiligten schön und bedeutet echte Inklusion, wenn sich der Sondenpatient selber aussuchen darf, was in den Mixer kommt.
Spätestens jetzt rechne ich mit den ersten Stimmen, die ganz laut ein "ABER" loswerden müssen.
"Aber die Ärzte haben gesagt, dass wir jetzt Sondenkost geben müssen, weil sonst nichts vertragen wird und außerdem ist das die einzig komplette Nahrung. So kann man selber gar nicht kochen". Stimmt. So sollte auch niemand kochen. Oder nehmen Sie mit jeder Mahlzeit alle Nährstoffe in exakt dem empfohlenen Verhältnis zu sich? Also ich nicht und das hat die Natur auch gar nicht vorgesehen. Es ist gut, wenn wir am Ende des Tages ausgewogen ernährt sind. Wie wir dahin kommen ist per se unerheblich. Wäre es schädlich, sich so zu ernähren, wären alle Normalesser krank und nebenbei bemerkt: Trennkost wäre völlig verpönt. Das ist nämlich nichts anderes, als sich eben NICHT vollbilanziert mit jeder Mahlzeit zu ernähren, sondern zu trennen. Jeder, der Trennkost schon mal ausprobiert hat, weiß, dass sie funktioniert. Kein Hunger, man fühlt sich fit.
Sie trauen sich immer noch nicht? Dann gehen Sie doch mal vor den Spiegel und betrachten sich: Sie stehen da in mehr oder weniger voller Blüte? Prima, dann haben Sie offenbar schon verstanden, wie Ernährung funktioniert oder leben Sie ausschließlich von Shakes jeden Tag?
Noch immer Zweifel, weil der Kinderarzt dringend die Sondenkost verordnen möchte? Haben Sie weitere Kinder? Essen die normal? Wenn ja - super. Sie haben also schon mal unter Beweis gestellt, dass Sie ein Kind oder mehrere gut ernähren können. Nur weil eins Ihrer Kinder jetzt einen direkten Zugang zum Magen hat, ändert sich nicht grundlegend an der Tatsache etwas, dass da Nahrung verabreicht wird. Im Idealfall eben ECHTE Nahrung.
Sie sind unsicher, weil Sie eben kein weiteres Kind haben und Angst haben, etwas falsch zu machen? Was hätten Sie denn gemacht, wenn das Kind keine Sonde hätte? Vermutlich hätten Sie gemäß try & error einfach versucht herauszufinden, was funktioniert und was nicht, wie viel notwendig ist und was vertragen wird. Das ist relativ einfach, wenn das Kind sich äußern kann, wird zum Ratespiel, wenn es dazu nicht in der Lage ist. Aber Sie wussten ja nicht, dass das Kind eine Sonde haben wird und haben sich trotzdem auf das Abenteuer "Kind" eingelassen. Es hat sich grundsätzlich nichts geändert. Trauen Sie sich!
Noch nicht überzeugt, weil "Sondenkost ist halt besser" immer noch in Ihrem Kopf spukt? Was genau ist denn daran besser? Zweifelsohne ist es bequem. Flasche auf und rein in den Patienten. Sie können sich gerne selber so ernähren - ist ja gesund sagen Ärzte und vor allem die Ernährungsberater der einschlägigen Sondenkosthersteller. Es spricht auch wirklich nichts dagegen. Wenn Sie ihren Kalorienbedarf kennen, dürfen Sie sich das gerne gönnen. Nur ein kleiner Hinweis: Schauen Sie sich zum Spaß mal die Zutatenliste an. Die Angelsachsen empfehlen bekanntlich: If you can't read it, don't eat it. Wahrscheinlich liegt es also an meinem etwas heiklen Geschmacksempfinden, dass ich die Sondenkost so gar nicht mag oder aber an meinem unzureichenden Ausländisch. Ich mag es lieber natürlich und am besten so, wie ich auch in etwa essen möchte.
Sie schwanken noch? Wenn ich bei der Entscheidung helfen kann, lassen Sie es mich wissen. Sie erreichen mich über meinen Blog oder über Facebook ganz bequem. Es würde mich freuen, wenn es bald heißt: Umsteigen bitte!
Ganz herzlichen Dank für diesen Artikel! Und versucht man auch immer wieder bei der Sondenkost zu halten, frei nach dem Motto "Super, Ingo! Nicht Diesel!"
AntwortenLöschenWir haben die Umstellung fast geschafft und auch wenn ich immer noch Kalorien zähle und Listen schreibe, mehr ich, wie meine Tochter schneller verdaut, mehr Urin ausscheidet und auch insgesamt wohler fühlt.