Sonde ist nicht gleich Sonde

Wenn wir von einer Sonde sprechen, ist es wichtig, dass uns bewusst ist, dass es da Unterschiede gibt. Es gibt NG-Sonden, PEG-Sonden, Gastro-Tubes und GJ-Tubes sowie Buttons. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass sie zur so genannten perenteralen Ernährung gehören, einer Form der künstlichen Ernährung, bei der der Verdauungstrakt umgangen wird. Schauen wir uns die Unterschiede ein wenig an.

Viele Frühchen und Neugeborene, die sich schwer tun, sich anfangs selbst ausreichend zu ernähren, werden häufig mit einer NG-Sonde ausgerüstet. Das ist eine Nasogastralsonde, die so heißt, weil sie üblicherweise durch die Nase (in selteneren Fällen durch den Mund) eingeführt wird.


Die NG-Sonde hat den Vorteil, dass sie nicht invasiv ist, das bedeutet, sie kann jederzeit wieder ohne Probleme entfernt werden und ohne dass man sieht, dass sie jemals da war.



Allerdings muss bei dieser Sonde streng darauf geachtet werden, dass sie richtig liegt. Wenn es blöd läuft, könnte sie verrutschen und nicht im Magen enden, was die Aspirationsgefahr erhöht. Es bedarf also einer gewissen Übung, um die Sonde richtig zu legen. Üblicherweise wird das allerdings nur von Fachpersonal erledigt, denn diese Sonden dienen eher einer vorübergehenden Ernährung bei Ernährungsproblemen, auch bei Patienten mit Essstörungen etc., bei denen zu erwarten und zu hoffen ist, dass eine normale Ernährung wieder möglich sein wird.

Wenn sich herausstellt, dass die Sonde doch eine dauerhafte Einrichtung werden muss, dann wird sie auch als solche umgestellt. Dann erfolgt die PEG-Anlage. Eine PEG-Sonde ist eine Magensonde, die direkt in den Magen geht über die Bauchdecke. Bekleidet sieht man davon im Regelfall nichts.

Die PEG-Anlage erfolgt immer unter Narkose als Gastroskopie. Dabei wird durch ein´Licht die Stelle in der Bauchdecke ermittelt, die den kürzesten Abstand zum Magen hat. An diesem Punkt wird ein Loch die die Bauchdecke gestanzt und die Sonde eingeführt. Im Magen wird sie durch eine Halteplatte befestigt, so dass sie nicht verrutschen kann.

Sobald die Wunde verheilt ist, was nur wenige Tage dauert und sobald das "ok" vom Gastroenterologen kommt, darf ganz normal gebadet, geduscht und geschwommen werden. Die PEG sollte einmal pro Tag mobilisiert werden, dazu wird sie einmal um sich gedreht und ein wenig hinein geschoben und wieder raus gezogen. Da handelt es sich um Millimeter! Rund um die PEG kann Heilwolle gelegt werden. Wir wussten das am Anfang noch nicht und haben Schlitzkompressen benutzt. Ging auch, aber nicht so gut.


Die PEG liegt üblicherweise zwei bis maximal drei Jahre, dann wird das Material porös und die Sonde wird ersetzt. Hin und wieder vergessen die Ärzte zu erwähnen, dass die PEG irgendwann ersetzt werden muss und wenn die PEG plötzlich anfängt zu suppen, kommen fürchterliche Schreckmomente auf Patienten und die Menschen zu, die sich um die Sondenpatienten kümmern.

Die PEG wird ersetzt durch einen Button oder durch einen Gastrotube. Beiden gemeinsam ist die Tatsache, dass man irgendwie auf einer Seite etwas sondieren kann, auf der anderen Seite, die im Magen landet, ist ein Ballon angebracht. Dieser wird mit gereinigtem Wasser, mit Aqua, geblockt. Je nach Größe mit 5 oder 10 ml, es gibt auch größere Modelle.

Ob man sich für einen Tube oder für einen Button entscheidet, ist Geschmackssache, beides hat Vor- und Nachteile. Wir haben uns für den Tube entschieden, weil wir es praktisch finden, dass der Schlauch dauerhaft angebracht ist und wir nicht immer am Kind rumfummeln müssen, um einen Schlauch anzubringen, wenn wir sondieren möchten. Der Button hat den Vorteil, dass es keinen Schlauch gibt, an dem das Kind oder vorhandene Geschwisterkinder versehentlich ziehen könnten.


Der Tube hat üblicherweise das gleiche Lumen, wie die PEG (also den gleichen Durchmesser) und er wird wieder mit einer Gastroskopie gelegt. Die ist notwendig, weil die Halteplatte der PEG über die Speiseröhre entfernt werden muss. Wenn diese OP überstanden ist, geht der Rest ab sofort ohne.

Tube und Button bleiben einige Monate bis ein halbes Jahr lang liegen. Sie werden in der Zeit täglich mobilisiert, genau wie die PEG und ein Mal in der Woche werden sie entblockt (das heißt das Aqua wird heraus gezogen) und wieder geblockt. Das macht man sinnvollerweise einige Zeit nachdem sondiert wurde, sonst läuft die Soße aus dem Magen raus.

Den Wechsel lässt man sich mal zeigen und macht ihn dann mutig selber zu Hause. Wir haben festgestellt, dass Olivenöl wesentlich effizienter schmiert als Instillagel. Es sollten drei Stunden seit dem letzten Sondieren vergangen sein, bevor man sich an das Unternehmen wagt. Alle Utensilien werden bereit gestellt (Aqua, frische Spritzen, vorsichtshalber Tupfer und der neue Tube und natürlich Öl).

Zunächst wird der Ballon des neuen Tubes oder Buttons getestet, nicht dass der undicht ist oder einseitig. Wenn der in Ordnung ist, kann es los gehen. Das Öl lässt man am besten ordentlich einwirken und entfernt dann, nachdem wirklich vollständig entblockt wurde, mit einer beherzten Drehung das alte Ding und setzt mutig das Neue ein. Wieder blocken und fertig ist die Laube. Es kann sofort wieder sondiert werden.

In sehr seltenen Fällen muss ein GJ-Tube gelegt werden. Den brauchen Patienten, die mit der Verdauung massive Beschwerden haben. Es gibt allerdings Beobachtungen, dass Patienten, die keine industrielle Sondenkost bekommen, sondern mit pürierter Normalkost ernährt werden, größere Mengen ohne Erbrechen vertragen und üblicherweise keine GJ-Sonde benötigen. Nur so als Hinweis...

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