Mahlzeit!



Als Verwaltungsbeamtin HASSE ich diesen Ausspruch. Er begegnet einem immer so um die Mittagszeit anstelle von "Hallo", "Grüß Gott!", "Lass es Dir schmecken", "auch endlich Pause" oder "na, wieder zurück?". Schrecklich. Dabei ist eine Mahlzeit ja wichtig.

Für Patienten mit Sonde lohnt sich die Überlegung, wie diese Mahlzeit entsteht. Was ist besser - Mahlzeit für Mahlzeit zu pürieren oder ein Gericht auf Vorrat zubereiten und dann aufteilen? Im angelsächsischen Bereich, der sich viel intensiver mit der Pürierdiät auseinander setzt (dort Blended Diet, oder auch BD genannt), wird unterschieden zwischen blend per meal (also Mahlzeit für Mahlzeit zu pürieren) oder batch blending (auf Vorrat zubereiten und dann aufteilen).

Grundsätzlich haben beide Varianten Vor- und Nachteile und es kommt auch ein wenig auf die persönlichen Voraussetzungen und die familiären Umstände an. Wie das bei uns läuft, hatte ich
ja schon erwähnt: Wir bereiten Frühstück und Abendessen täglich frisch zu und das Mittagessen wird auf Vorrat gekocht, püriert, eingefroren und bei Bedarf erst wieder erwärmt. Für uns funktioniert das so am besten, weil wir viele Kalorien in wenig Volumen packen möchten und die Speisenfolge möglichst so wählen möchten, wie wir essen würden. Wir haben allerdings auch ein Kind, das nie selbst wählen konnte, was es essen möchte, schlichtweg deswegen, weil es geistig und motorisch dazu nicht in der Lage ist.

Ein Kind oder ein Erwachsener, der sich äußern kann oder von dem man weiß, was normalerweise gegessen wurde, kann natürlich ganz anders bedient werden. Bei Patienten, die sich selbst äußern können, spricht nichts dagegen, wenn sie selbst wählen, was durch den Sondenschlauch kommen soll. Grade in Familien mit mehreren Familienmitgliedern lohnt es sich darüber nachzudenken, ob nicht einfach das normale Familienmahl für das Familienmitglied, das per Sonde ernährt wird, püriert und so direkt verabreicht wird. Das wäre perfekte Inklusion.

Patienten, die erst später eine Sonde bekommen haben auf Grund einer Erkrankung und die vorher ganz normal oral gegessen haben, die sich aber nicht mehr oder gerade nicht äußern können, können auch ganz einfach so mit ernährt werden. Da wissen ja die anderen Familienmitglieder, welche Vorlieben und Abneigungen der- oder diejenige hat, welche Mengen gepasst haben und so lässt sich die Pürierdiät gut einbauen.

Freilich sollte man auf ein wirklich gutes Püriergerät achten, wenn man kleinere Mengen zubereiten möchte. Einen etwas höheren Anschaffungspreis in Kauf zu nehmen spart die Zeit, alles nochmal durch ein Passiersieb zu streichen.

Bei immobilen Patienten sollte man außerdem darauf achten, die Kalorienmenge etwas anzupassen im Vergleich zur mobilen Zeit. Keiner will einen kleinen Buddha mästen. Auf genügend Flüssigkeit ist ebenfalls großer Wert zu legen, aber auch da kann sondiert werden, was der Patient auch früher gerne getrunken hat. Kohlensäurehaltige Getränke könnten aber über die Sonde ein wenig problematisch werden, da wäre ich jetzt vorsichtig oder aber würde häufiger entlüften. Wie das funktioniert, werde ich in einem eigenen Post erklären.

Ich persönlich wäre echt sauer, wenn mir jemand ungefragt Rahmspinat oder Rosenkohl sondieren würde - völlig egal, wie gesund das sein mag. Mir schmeckt es nicht, drum möchte ich es auch nicht sondiert bekommen. Respektieren Sie also beim Pürieren bitte auch die Abneigungen. Auch Sondenpatienten finden manches einfach zum Kotzen. Also wenn das passiert, sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt 😎 In diesem Sinne "Mahlzeit!"

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