Eine Frage der Perspektive

Gestern hatte ich ein Bild gepostet, auf dem es so aussah, als würde Katharina einen Haufen Seifenblasen bewundern. Die Perspektive war gut und die Idee gefiel mir sehr. Fakt ist, Katharina gilt als blind und kann die Seifenblasen gar nicht sehen. Es sind aber so viele auf ihren Armen und ihrem Gesicht gelandet, dass sie sie spüren konnte. Weil ich die ganze Zeit mit ihr gesprochen habe, hat sie in meine Richtung geschaut und mit einem Fotografen im richtigen Winkel wirkt es so, als würde sie ihre Seifenblasen bestaunen.


Es kommt also rein auf die Perspektive an. Das meine ich durchaus so zweideutig, wie es grad daher kommt.
Mit einem Kind, das wie Katharina mit einigen Besonderheiten zur Welt kommt, sollte man möglichst schnell lernen, dass vieles einfach nicht zu ändern ist, allein die eigene Einstellung lässt sich beeinflussen. Mir ist es leider nicht so schnell gelungen, Frieden mit der Gesamtsituation zu schließen, aber unsere Prinzessin hat mich vieles gelehrt.

Jetzt nach sechs Jahren und neun Monaten möchte ich behaupten, dass ich es geschafft habe, ein ganzes Stück weit achtsamer zu leben als früher. Das ist der Grund, warum es auch mal ein Marienkäfer in meinen Blog schafft. Diese Achtsamkeit möchte ich ein wenig vermitteln. Das heißt nicht, dass jeder von der Hand in den Mund leben sollte und alles ungeplant auf sich zukommen lassen sollte. Das bedeutet aber, dass man vielleicht versuchen sollte, die alte Weisheit zu leben, die als eine Art Gebet daher kommt:

"Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut und die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit beides voneinander zu unterscheiden."
Ich hab es leider noch nicht gelernt, aber ich habe das Gefühl, dass ich jeden Tag ein Stück besser werde.

Diese Weisheit und diese Achtsamkeit in jeden Lebensbereich ein wenig mitzunehmen, das hat mir unsere Tochter beigebracht. Wir müssen sehr diszipliniert leben, weil sie verschiedene Dinge einfach braucht um gesund zu bleiben oder zu überleben. Trotzdem habe ich inzwischen kein schlechtes Gewissen mehr, wenn wir mal nicht so perfekt turnen. Dafür ist mir manchmal nach etwas, was Spaß macht und trotzdem einen Nutzen bringt. Das ist erlaubt und davon bekommt sich nicht gleich über Nacht Spitzfüße.

Sicher könnte ich sie noch wesentlich besser ernähren. Ich bin dran und habe schon Ideen, an welchen Stellschrauben ich drehen könnte. Aber im Augenblick haben für mich andere Dinge Priorität und auch mein Tag hat nur 24 Stunden. Es wird auch dafür die Zeit kommen, die Ernährung zu optimieren. Immerhin haben wir durch die Normalkost viel Positives erreicht.

Die Liste der Beispiele ist lang und ich denke, jeder hat eine Idee davon bekommen, was ich sagen möchte. Alles kann, nichts muss und wem das nicht mit dem Brustton der Überzeugung über die Lippen kommt, so wie mir, sollte nicht zu hart mit sich ins Gericht gehen. Jeder hat ein Gebiet, auf dem er ganz gut ist - das sollte man nie vergessen und mal vorsichtshalber ein wenig stolz sein so hin und wieder. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.

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