Und Sonntag Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen

Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat gibt es bei uns im Ort leckeren Kuchen und Kaffee im Seniorenheim. Das Team des Bauernmarktes bewirtet die Gäste und sorgt für die Backwaren. Der Erlös kommt den Bewohnern zugute. Da es sich für mich alleine nicht lohnt, selber Kuchen zu backen, nutze ich die Gelegenheit sehr gerne so oft es geht und genehmige mir ein Stück. Sieht das nicht zum Anbeißen aus? 


Fein hat er geschmeckt, der Bienenstich und hätte sich zusammen mit dem Kaffee auch ganz hervorragend pürieren lassen.
Da reißen Sie vor lauter Staunen die Augen weit auf? Gut, für unsere Tochter wäre das jetzt nichts. Das Kuchenstück ist viel zu groß und Kaffee braucht man mit knapp sieben Jahren jetzt auch noch nicht. Aber für einen Erwachsenen spräche nichts dagegen. 

Geben Sie es zu, Sie finden diese Idee mehr als seltsam. Noch dazu wo ich doch gesunde Ernährung propagiere. Weder Koffein noch ein zuckerüberfrachtetes Kuchenstück fallen per se in diese Kategorie. Aber ist das nicht die schönste Art der Inklusion? Stellen Sie sich eine Geburtstagsfeier vor oder einen in wenigen Wochen sicher häufig stattfindenden Nachmittagskaffee mit Stollen und Plätzchen. Alle schlagen sich mit den Köstlichkeiten die Bäuche voll, nur der Sondenpatient hat nichts davon. Vielleicht ist es gar die Geburtstagsfeier des Sohnes, der einen Button hat oder die Oma wird achtzig und kann auch nicht mehr selbst essen. Wie wunderbar ist es da, wenn alle das Gleiche verspeisen können. Die einen oral, die anderen über die Sonde.

Erwachsene Patienten berichten manchmal davon, was so alles den Tube hinab wandert: Nicht nur Kaffee und Kuchen, auch Pizza, Nachos, ein Bierchen und Wein. Warum auch nicht? Bevor mit einer Koffeintablette ein weiteres Medikament in die Sammlung der Pillen aufgenommen wird, macht es doch Sinn, gleich das Original zu nutzen. Kaffee ist flüssig und daher perfekt sondierbar. 

Kaum jemand ernährt sich zu 100% gesund. Fast jeder von uns gönnt sich ein Stück Schoki, lässt nichts über seine Chips kommen, genehmigt sich einen fetten Braten oder, oder. Warum soll für Sondenpatienten da etwas anders gelten? Gerade Patienten, die erst später ihre Sonde erworben haben, freuen sich vielleicht, den Geschmack der altbekannten Leckereien ansatzweise zu schmecken. Vielleicht geht ja eine Löffelspitze als Kostprobe und der Rest kommt kurzerhand in den Mixer. Dabei sein ist alles und gemeinsam essen bekommt so eine ganz andere Bedeutung. 

Unsere Prinzessin ist kein Süßschnabel, ich muss also kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich ihr was voresse mit meinem Kuchen. Aber wenn sie wollte, würde sie auch was davon kriegen. Gleiches Recht für alle.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Nicht ganz dicht, oder?

Wenn das Sterben zum Leben gehört

Urlaub im Sternenzelt