Die Listenreiche

Von Beruf bin ich Beamtin, Verwaltungsbeamtin und manchmal merkt man das. Vielleicht hab ich auch einfach zu viel geerbt von meinen Eltern. Gut, mein Vater war auch Beamter, Polizeibeamter, aber meine Mutter hatte einen anständigen Beruf, Damenschneiderin. Uns Dreien gemeinsam ist die Zahl der Listen, die wir so führen oder geführt haben. "Die Listenreiche" haben mich Kollegen getauft, weil ich für jedes mögliche Problem mal vorsichtshalber eine Liste erstellt hatte. Diese Eigenheit ziehe ich auch bei allen möglichen Problemen meiner Tochter durch. Es gibt Listen.


Die Pläne werden regelmäßig aktualisiert und finden sich zum Teil ausgedruckt in unserem Küchenschrank wieder.
Wir haben Pläne für die aktuelle Medikation, für Bedarfsmedikation, den Ernährungsplan, den Tagesablaufplan, eine Brotzeitliste für Mittwoch Früh (da muss ich ins Büro fahren und der Papa richtet den Kindergartenrucksack) und einen Plan für die Inhalation. Diese Pläne sind im Küchenschrank, so dass auch Pflegeschwestern und die guten Geister vom FED der Caritas einen Blick drauf werfen können.

Aber auch bei der Findung von Problemen leisten mir meine Listen gute Dienste. Zum Beispiel hatte ich über einen längeren Zeitraum begonnen, den gesamten Tagesablauf und die Ernährung minutiös zu dokumentieren. Wann fanden welche Therapien statt, wie war das Wetter, was war besonders an dem Tag, wie war die Nacht, wie war die Maus gelaunt, welche Anfälle hatte sie, wie lange haben die gedauert, wie sahen die aus, wie war sie hinterher drauf, wann hatte sie Temperatur oder Fieber, wann war sie verschleimt, was für Aktivitäten waren im Kindergarten besonders bis hin zu wer hatte Nachtdienst.

Nein, mir war nicht langweilig. Wir hatten nur das Phänomen, dass unser kurzes Kind immer wieder Fieberschübe hatte, die wir uns nicht recht erklären konnten. Die Anfälle waren komisch und irgendwie schien schon alles zusammen zu hängen, aber wir wussten nicht recht wie. Durch intensives Tracking mit meinen Listen ist es uns gelungen manche Ursache zu identifizieren und in der Folge abzustellen. Muss man aber auch nicht sofort drauf kommen, dass unser Kind eine Blasenentleerungsstörung hat, die für Fieberschübe zuständig ist. Die Osteopathin hat mir einen Blasengriff gezeigt, seitdem wir den regelmäßig anwenden ist Ruhe. Ohne Listen wäre ich da niemals drauf gekommen.

Es ist schon ein wenig aufwändig, solche Listen zu konzipieren und konsequent zu führen, aber ich kann es jedem nur dringend empfehlen und anraten, wenn die Suche nach der Nadel im Heuhaufen auf den ersten und zweiten Blick keinen Erfolg hat. Listen machen transparent und Listen können auch einen Haufen Arbeit sparen. Und es ist ja nicht nötig, jede Liste bis zum St. Nimmerleinstag weiter zu führen. Nur die wichtigen und notwendigen Listen überleben bei mir.

Wer mich gut kennt, weiß, dass ich mich lange Zeit erfolgreich gegen ein Smartphone gewehrt hatte. Als Betreiberin einer eigenen App wäre es allerdings albern gewesen, an diesem Trotz festzuhalten. Eine der ersten Maßnahmen mit dem neuen Handy war, meine Medikamentenbestellliste aufs Handy zu kopieren.


Unser Medischrank befindet sich nämlich im Keller und bislang hab ich mir die Liste ausgedruckt, die Bestellung unten im Keller eingetragen, dann in die Excel-Tabelle übertragen und an unsere Kinderärztin geschickt. Jetzt trag ich das bequem im Keller am Handy ein und schwupps ist es per Mail da, wo es hin soll. Das ist fein und spart Zeit. Für unsere Kinderärztin ist es übersichtlicher als früher, als ich das noch ungeordnet in einer Mail hatte und so profitieren nicht nur wir, sondern auch unser Umfeld von Yvonne, der Listenreichen.

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