Das Team - heute: K wie Kinderärztin

Wenn man im Jahr 2017 in einer bestimmten Entbindungsklinik den Nachwuchs zur Welt bringen möchte und man lebt im Raum München, sollte man überlegen, ob man sich vorsichtshalber schon auf die Warteliste setzen lässt, sobald man die Pille absetzt. Fast genau so schwierig wird es, wenn man auf der Suche nach einem geeigneten Kinderarzt ist. Auch über diesen sollte man sich schon lange vor der Geburt Gedanken machen. Klingt komisch? Ist aber so.


Üblicherweise muss noch in der Geburtsklinik der Name des künftigen Pädiaters angegeben werden. Wer in einem Teil Deutschlands lebt, in der man nicht bei drei Praxen im Vorfeld abgewiesen wird, weil Aufnahmestopp herrscht, sondern sich einen geeigneten Kinderarzt aussuchen kann, fragt sich vielleicht, was denn einen guten Kinderarzt eigentlich ausmacht.


Vorab: So viel Glück wie wir aktuell werden nur die wenigsten haben. Unsere jetzige Kinderärztin hat nicht nur viel Erfahrung (sie ist Fachärztin für Neonatologie, Kinder- und Jugendmedizin, Palliativmedizin und Homöopathie), sondern sie ist auch eigentlich 24/7 für uns erreichbar. Das heißt nicht, dass sie rund um die Uhr in ihrer Praxis auf uns wartet, wir können aber auch Samstag Nacht eine WhatsApp schicken, wenn es wirklich brennt und sie kümmert sich so schnell wie möglich. Dass wir das nur nutzen, wenn wir von einem echten Notfall ausgehen, versteht sich.

Genau an solchen Nofällen können Sie eine gute Kinderarztpraxis zum Beispiel erkennen. Wenn schon an der Anmeldung - ganz gleich ob telefonisch oder persönlich - ein Unterschied gemacht wird, ob ein Kind Eiterpickelchen im Gesicht hat oder die Antiepileptika erbrochen hat und nun krampft, ist das bereits ein Pluspunkt. Selbstverständlich sind sinnvolle Öffnungszeiten und gute Erreichbarkeit auch wichtig. Gerade mit Kindern sollte die Wartezeit sich in Grenzen halten. Es hilft niemandem, wenn ein wenig krankes Kind zwei Stunden lang das Wartezimmer mit wirklich ansteckend kranken Kindern teilen muss. Überhaupt sind lange Wartezeiten oft grenzwertig und wären in vielen Fällen durch geeignete Organisation einzudämmen.

Ich erinnere mich mit Grauen an eine frühere Praxis, in der die regelmäßige Abholung von Rezepten, die bereits am Vortag telefonisch bestellt wurden, zur Tortur ausartete. Als ich bei einer U-Untersuchung das Standardformular ausfüllen sollte mit Fragen wie "welche drei-Wort-Sätze kann Ihr Kind schon sprechen?", war der Ofen bei mir aus. Wir waren bekannt, es war also auch bekannt, dass mein Kind ewig nonverbal sein wird. Das lief bei mir unter "weniger gut".

Ein Kinderarzt, der gut erklärt, gründlich untersucht, Verantwortung übernimmt und nicht wegen jeder Blähung möchte, dass man im Krankenhaus vorstellig wird, gehört zu den Guten. Wenn ich auch mal diskutieren kann und meine Bedenken ohne Bauchschmerzen vortragen kann, fühle ich mich mit meinem Kind gut aufgehoben.

Ein Arzt, der nur medizinisches Fachchinesisch von sich gibt, im Vorbeigehen diagnostiziert und jeden Schnupfen mit der großen Chemiekeule behandeln möchte, nur damit die Mutter möglichst schnell wieder von der Bildfläche verschwindet, wäre mir suspekt. Fairerweise muss man allerdings feststellen, dass es sich viele Ärzte gar nicht mehr leisten können, gründlich zu untersuchen, da die Zeit im Nacken sitzt. Wie wenig ein Arzt an einem normalen, gesetzlich versicherten Patienten verdient, macht nachdenklich. Dennoch bin ich bei Kindern strenger, die können sich in der Regel nicht selber wehren und vielfach auch nicht äußern - ein typisches Kind zumindest in den ersten Lebensjahren nicht.

In erster Linie kennen die Eltern ihr Kind am besten. Wenn Eltern also einen Verdacht haben, dass etwas nicht stimmt, ist das in der Regel wirklich so. Es gibt Ausnahmen, die sind bislang zum Glück selten. Wir sind in der glücklichen Lage, dass nicht nur unsere niedergelassene Kinderärztin, sondern auch die behandelnden Ärzte in der Kinderklinik uns Eltern ernst nehmen. Wir dürfen Löcher in den Bauch fragen, auch mal abwegige Theorien aufstellen, wir werden nie ausgelacht oder von oben herab behandelt. Wir haben immer das Gefühl, dass wir auf Augenhöhe alle gemeinsam für das Wohl unserer Tochter sorgen.

Wenn sich so ein Gefühl auch bei Ihnen breit macht, wenn Sie mit Ihrem Kind den Kinderarzt besuchen, dann haben auch Sie einen guten Kinderarzt gefunden. Wenn nicht, hören Sie sich doch mal um bei Freunden, Bekannten, Nachbarn. Vielleicht gibt es ja eine Empfehlung. Gerade wenn Sie kein typisches Standardkind haben, so wie wir, kann es auch bei den Ärzten Unsicherheiten und große Unterschiede geben. Seien Sie nie mit mittelmäßig zufrieden, wenn es nicht doch anders gehen könnte. Es geht um Ihr Kind, das hat einen guten Kinderarzt verdient.

Tatsächlich weiß ich auch von anderen Eltern, die ähnliches Glück haben wie wir. Es ist also nicht unmöglich. Fairerweise muss man ja sagen, dass man mit den wenigsten Kindern wirklich jemanden braucht, der 24/7 zur Stelle ist. Im Normalfall können die meisten Wehwehchen bis zu den regulären Öffnungszeiten warten und für echte Notfälle gibt es ja noch die Notaufnahme der Krankenhäuser. Dass wir eilig von wichtig und dringend wieder besser unterscheiden lernen, die Aufgabe haben in der Tat wir Eltern.

An unsere Kinderärztin und die behandelnden Ärzte geht jedenfalls ein dickes Dankeschön. Wir haben schon viel von Ihnen gelernt und haben das Gefühl, mit unserer Tochter richtig gut aufgehoben zu sein bei Ihnen ❤

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