GJ-Sonde und pürierte Normalkost - geht das?

Das geht. Man sollte ein paar Dinge beachten, aber es geht. Bei diesem Thema kann ich leider nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber ich kann Erfahrungen teilen von vielen, die das seit Jahren erfolgreich praktizieren.

Zunächst würde ich versuchen, den G-Part der Sonde zu nutzen. Es empfiehlt sich, langsam zu beginnen, wenn die Ernährung bislang mit traditioneller Sondenkost über eine Pumpe erfolgt ist. Bei Patienten, die erst später im Leben eine GJ-Sonde bekommen haben und bei denen man weiß, dass sie grundsätzlich Nahrung im Magen vertragen, kann man damit recht unbesorgt beginnen. Es empfiehlt sich zunächst eine Mahlzeit am Tag mit Normalkost zu ersetzen. Die enthaltenen Kalorien sollte man in etwa berechnen und die Sondenkost, die dann noch zugeführt wird, um diese Kalorienzahl reduzieren.

Starten sollte man mit wenigen Lebensmitteln, also ganz simpel (Kartoffeln mit einem Gemüse und ein wenig Öl oder erstmal nur Gemüse mit etwas Öl, jeweils verdünnt mit Wasser oder Brühe). Das würde ich ein paar Tage beibehalten und vorsichtshalber auch die Lebensmittel erst nach zwei bis drei Tagen ändern, vor allem wenn es sich um Kinder handelt, bei denen man vielleicht nicht ganz sicher ist, welche Lebensmittel vertragen werden.

Sondieren in den G-Part kann am besten langsam und vorsichtig mit einer Spritze als Bolusgabe erfolgen, also nicht als kontinuierliche Ernährung wie mit der Pumpe, sondern "auf einmal". Dabei gibt man 10 oder 20 ml ein, macht eine Pause, gibt wieder Nahrung ein und so fort bis die gewünschte Menge sondiert ist. Nachspülen mit Wasser nicht vergessen.

Wenn das vertragen wird, der Patient nicht erbricht oder mit starkem Durchfall reagiert, kann man so peu a peu die Menge steigern und die Anzahl der Mahlzeiten erhöhen, bis man die komplette Nahrung über den G-Part sondieren kann. Dabei darf man nie vergessen, zeitgleich die Kalorien zu reduzieren, die über den J-Part sondiert werden. In dem Moment, wo man das J eigentlich gar nicht mehr benötigt, sollte man dennoch regelmäßig mit Wasser durchspülen.

Ins J bitte immer nur mit Pumpe, niemals Bolusgaben! Der Magen kann sich dehnen, der Darm nicht, darum hier bitte immer mit langsamer Fließgeschwindigkeit über die Pumpe. Während über den Gastro-Part sondiert wird, sollte die Nahrungszufuhr über den J-Eingang pausieren.

Unter Umständen funktioniert die Normalkost über den G-Teil der Sonde nicht tadellos, weil das Volumen zu groß ist oder weil die Geschwindigkeit nicht vertragen wird. Dann muss man vielleicht doch wieder auf das J umsteigen. Da wie gesagt niemals Bolusgaben versuchen, sondern immer mit Pumpe.

Auch hier funktioniert pürierte Normalkost, sofern sie flüssig genug ist und sofern wirklich nichts drin ist, was verstopfen könnte. Im Zweifel sollte man die Nahrung vorher durch ein Haarsieb passieren. Dann muss bei niedriger Fließrate mit der Pumpe sondiert werden.

Für pürierte Normalkost muss die Ernährungspumpe bzw. die Beutel für die Nahrung der Pumpe unter Umständen ein wenig angepasst werden. Es gibt dazu eine wunderbare Bild-Anleitung einer Mama für die Modifikation einer Infinity Pumpe. Ich habe sie in einer meiner Sondengruppen gefunden und habe die Erlaubnis erhalten, die Anleitung übersetzen und verwenden zu dürfen. Die Anleitung findet man hier: Pumpe anpassen

Kangaroo hat wohl eine Pumpe herausgebracht, die von vornherein vorsieht, dass man auch pürierte Normalkost damit verabreicht. Die Pumpe heißt Kangaroo connect.

Selbstverständlich kann man die Pumpe auch verwenden, wenn man über den G-Anschluss sondieren möchte. Ich bin persönlich nur ein großer Fan von Bolusgaben per Spritze, wie bereits bekannt ist , weil es physiologischer ist als Dauerernährung.

Viele Mamas berichten übrigens, dass sie bessere Erfahrungen bei der Jejunalsonde mit gekochter Nahrung machen, also keine Rohkost und nichts, was massiv bläht. Das scheint ein Problem bei vielen Patienten zu sein, muss man aber einfach ausprobieren.

Im Ergebnis lässt sich sagen, auch bei einer Gastro-Jejunal-Sonde ist die Ernährung mit pürierter Normalkost möglich, erfordert aber ein wenig mehr vorsichtiges Ausprobieren.

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