Urlaub im Sternenzelt

Keine Sorge, das wird kein Blogpost über einen Campingurlaub unterm Sternenzelt, ich hab mich auch nicht verschrieben, sondern in diesem Beitrag geht es um unseren Urlaub im neuen Kinder- und Jugendhospiz "Sternenzelt" in Bamberg. In den sozialen Medien hatte ich ja bereits einen sehr ausführlichen Blogpost über unseren Aufenthalt angekündigt und versprochen.
Nachdem wir recht zufällig erfahren haben, dass Ende März in Bamberg ein ganz neues Kinderhospiz eröffnet hat, haben wir uns sofort beworben.
Anfang Mai kam dann ein Anruf, mit dem wir für Anfang Juni einen Platz in Aussicht gestellt bekamen. Wir sind am Ende leider ohne schriftliche Kostenzusage der Kasse gefahren und auch andere Formulare lagen nicht zur gewünschten Zeit in der gewünschten Form vor, aber wir durften dennoch anreisen. Die Fahrt nach Bamberg war für mich persönlich der reinste Horrortrip, der nur mit viel atmen und chatten mit einer lieben Freundin zu überstehen war, um meinen armen, tapfer fahrenden Mann nicht noch zusätzlich zu belasten. Unsere Prinzessin war leider außer sich. Stress durch das vorangegangene Ferienprogramm, drei Stunden still sitzen im Auto, davon einige Zeit im Stau und eine volle Windel brachten sie und damit mich an unsere Grenzen. Empfangen wurden wir in Bamberg sehr herzlich von großer Runde und diesem netten Häschen hier, das einen gleich am Eingang begrüßt.



Ausgelegt ist das Sternenzelt darauf, zwölf erkrankte Kinder stationär und vier teilstationär zu betreuen, aktuell können allerdings nicht mehr als drei Kinder zeitgleich aufgenommen werden, da der Personalmangel leider voll durchschlägt. Die Pflegemannschaft, die aus verschiedenen Bereichen kommt, hat sich in der zehnten Woche des Echtbetriebs bereits zu einem echten Team formiert. Alle Pflegekräfte sind sehr engagiert, professionell und empathisch und wissen, was Teamarbeit ausmacht. An der Spitze steht eine ebensolche Pflegedienstleitung, die von außen betrachtet genau so ist, wie man sich eine gute PDL wünscht. Die Stimmung ist wirklich gut, obwohl noch einige Kinderkrankheiten ausgeräumt werden müssen und die Strukturen alles andere als gefestigt sind.

Ergänzt wird das Team durch die Hausleitung und derzeit eine weitere, pädagogische Fachkraft, eine Hauswirtschaftskraft und eine Kraft, die die Kunsttherapie anbietet und ausbauen wird. Sowohl Hausleitung als auch Pflegedienstleitung sind an konstruktiven Verbesserungsvorschlägen interessiert und schreiben fleißig mit, wenn es um Ideen geht, die sie für sinnvoll erachten und die umgesetzt werden können. Anregungen, die finanzielle Mittel binden, werden sicher länger in der Umsetzung benötigen, da das Hospiz im Prinzip am Klinikum und am Hospizverein angebunden ist und dadurch Wege und Strukturen berücksichtigt werden müssen, die kurzerhand länger dauern können.
Anregungen, die sofort umgesetzt werden können, werden dafür so schnell umgesetzt, dass wir gestaunt haben. 

Zu den Anfangsstolpersteinen gehören sicher bauliche Herausforderungen, die entweder noch komplett gemeistert und einige Dinge behoben werden müssen oder die wegen Lieferschwierigkeiten einfach dauern. Die Außenanlagen befinden sich gerade im Entstehen und in eben diesem Außenbereich wird sicher noch länger gebaut und umgebaut werden. Wenn irgendwann alles fertig sein wird, wird es sicher ein wundervolles Gesamtkonzept. Mit Erlaubnis der Leitung habe ich ein paar Bilder gemacht, um Euch einen Eindruck vom neuen Sternenzelt zu geben, also folgt mir auf meinem Rundgang durchs neue Hospiz.
 
Der eigentliche Besucherparkplatz existiert noch nicht, vorübergehend darf man einen anderen Parkplatz nutzen, bzw. in der Parkgarage des Klinikums parken und erhält auf Anfrage ein Ausfahrtticket. Gerade in den Sommermonaten ist diese Variante sicher attraktiv. Wenn man zum Eingang gefunden hat, der noch nicht so komplett zielsicher auf Anhieb ins Auge sticht, wird man wie oben beschrieben sehr herzlich von allen Anwesenden empfangen. 


Das Haus hat Hanglage, der Eingang befindet sich also im 1. OG. Auf dieser Ebene befinden sich auch die Kinderzimmer, die mit verschiedenen Pflegebetten ausgestattet sind. Jedes Gastzimmer hat auch ein eigenes Bad. Neben der Zimmernummer wird liebevoll gestaltet der Name des Gastes gezeigt.




Was man für die Anreise bedenken darf ist, dass eben noch nicht alles perfekt ist, was die Einrichtung angeht. In den Bädern fehlen Ablagemöglichkeiten und Haken. Das gilt auch und besonders für die Elternbäder. Leider gibt es in allen Bädern Minischwellen, die das Befahren mit kleinen Rädern, wie beispielsweise Toiletten-/Duschstühle etwas mühsam machen. Respekt an die Pflege, die diese wirklich nervigen Hürden gelassen meistern. 
Wie fast überall, wenn neu gebaut wird, wurden auch in den Zimmern die Steckdosen zu sparsam geplant. Gerade mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche reisen aber - wie wir - mit viel Equipment an, das Strom benötigt. Kurzerhand wurden aber genügend Dreifachsteckdosen bereitgestellt.
Auch Regale und Abstellflächen sind derzeit noch nicht in der Fülle vorhanden, in der Gäste wie wir sie benötigen würden. Unsere Methode, möglichst viel unseres Prinzessinen-Gepäcks in durchsichtige, stapelbare Plastikboxen zu packen, hat sich hier aber total bewährt, weil wir einfach unsere Boxen als Regalersatz nutzen konnten. Vielleicht eine Anregung für Familien, die in naher Zukunft anreisen werden.


Um den gesamten ersten Stock führt ein Balkon, auf dem vor jedem Kinderzimmer ein schmaler Strandkorb steht. Vom Balkon aus hat man auch Sicht auf den nahen Bruderwald, der zu Spaziergängen oder Joggingrunden einlädt. Für Kinder sehr aufregend ist natürlich der Hubschrauberlandeplatz, der im Zuge der Neugestaltung der Außenanlagen allerdings auf das Dach des angrenzenden Klinikums verlegt wird.



Die Strandkörbe sind vor allem in der Übergangszeit sicher gut zu nutzen, vor allem von sehr schlanken Eltern. Für uns war es ein wenig zu kuschelig und ab Mittag ein wenig zu warm, abgesehen davon hatten wir auch nicht unbedingt immer Lust, direkt vor dem Zimmer unserer Tochter zu sitzen. Ein wenig Abstand gehört für uns zu einem Hospizaufenthalt dazu.


Damit komme ich auf einen Punkt, der dem derzeit noch sehr kleinen Team geschuldet ist. Aktuell ist es so, dass die Eltern recht regelmäßig in die Pflege der Kinder mit eingebunden werden müssen. Eltern wie wir, die die Pflege auch gern für ganze Tage mal abgeben möchten, sind noch nicht am Ziel ihrer Wünsche. Auf unseren Bedarf wurde aber aufmerksam eingegangen und das Pflegeteam hat sich nach Kräften dafür eingesetzt, unserem Bedürfnis so weit es irgendwie möglich war, nachzukommen. So hat es uns ermöglicht, jeden Tag ausschlafen zu können.  
Dennoch kann es aufgrund der dünnen Personaldecke leider noch keinen Tag geben, an dem überhaupt keine Pflege für die Eltern anfällt. Wenn dann noch Widrigkeiten hinzukommen (von fünf Personen werden drei krank, es gibt einen Feueralarm, Essen wird nicht angeliefert), versteht auch wirklich jeder, dass es nur mit der Hilfe der Eltern funktionieren kann.

Essen ist ein weiteres Stichwort, was im Urlaub für viele Menschen wichtig ist und was im Bamberger Kinderhospiz vielleicht etwas anders gehandhabt wird, wie an anderen Standorten. Durch die direkte Nähe der benachbarten Klinik werden Frühstück und Abendessen aus der Großküche geliefert. Auch das hat während unseres Aufenthalts nicht immer ganz reibungslos funktioniert. Dadurch, dass das Pflegeteam allerdings ausgesprochen kreativ ist und sich durch schnelle, zielführende Lösungen auszeichnet, fiel das eigentlich nicht auf. Verhungern muss jedenfalls niemand. Das Mittagessen wird aus tiefgefrorenen Komponenten zusammengestellt, die im Konvektomaten langsam erhitzt werden. Auch dafür Respekt ans Team der Pflege, die das an den meisten Tagen auch noch zusätzlich gestemmt hatten. Nach unseren Erfahrungen wird sich auch dieser Punkt sehr schnell einspielen und solange noch nicht allzu viele Familien betreut werden, wird es recht reibungslos funktionieren. Gespeist wird übrigens im freundlich gestalteten Speiseraum, bei dem es sich etabliert hat, dass die Familien feste Plätze einnehmen. Er ist luftig-hell und hat noch eine Kochzeile, die von den Eltern genutzt werden darf.



Wer sich tagsüber nicht im Speiseraum oder im Strandkorb aufhalten möchte, kann es sich zum Beispiel im Kaminzimmer auf der Elternebene gemütlich machen.




Oder aber im Youth-Room chillen. Dort findet sich neben einem Kicker auch eine Kletterwand, ein Riesen-Fernseher und genügend Platz zum toben und erholen. Der dazu gehörige Außenbereich lädt ebenfalls zum Aufenthalt und Spielen ein.





Für Geschwisterkinder sowie für die erkrankten Kinder gibt es auch in der ersten Etage ein großes Spielzimmer und im Außenbereich wird ein Spielplatz entstehen. Ein Highlight für unsere Prinzessin war auf jeden Fall der große Snoezelenraum mit beheiztem Wasserbett und Projektoren. Bei ruhiger Musik den Abend ausklingen lassen, hat der gesamten Familie wirklich gut getan.




Betrachtet man das Kinderhospiz aus der Luft, kann man erkennen, dass es einen Vogel darstellen soll. Von unten betrachtet ist es aus jeder Richtung tatsächlich ein Stern.



Im unteren Bereich des Hauses befinden sich die Elternzimmer, die zweckmäßig eingerichtet sind mit einem Doppelbett, einem Schreibtisch und einem ausziehbaren Sessel. Mit Sicherheit wird man es sich künftig auch auf den gerade entstehenden Terrassen gemütlich machen können. Dass diese großzügig angelegt sind, lässt sich bereits jetzt erahnen.





Fasziniert hat uns die Tatsache, dass es trotz des nahen, großen Klinikums sehr ruhig war. Man konnte die Aussicht auf die Umgebung genießen, hört Vögel zwitschern und ist völlig verblüfft, dass man nichts vom regen Klinikbetrieb mitbekommt. Außer der Hubschrauber landet mal, aber das kam in der Zeit, in der wir dort zu Gast sein durften, nicht allzu häufig vor.




Wer konkrete Fragen zum Aufenthalt in Bamberg aus Elternsicht hat, darf sich natürlich sehr gerne an mich wenden. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und das lag nicht nur an der Tatsache, dass die leckeren Bamberger Hörnchen, die es zum Frühstück gab, mich an meine Kindheit erinnert haben. Das Team des Kinderhospizes macht es einem wirklich leicht, sich willkommen und gut aufgehoben zu fühlen.

Betroffenen Familien kann ich eine baldige Anmeldung im Hospiz wärmstens ans Herz legen. Nutzt die  Zeit, solange es noch wenige Familien sind, die anfragen. Umso höher sind die Chancen, noch einen Platz zu ergattern.

Allen Pflegekräften aus der Region, die sich aktuell nicht wohl fühlen an ihrem Arbeitsplatz, möchte ich das Kinderhospiz ebenfalls wärmstens ans Herz legen. Auch Altenpfleger, Pflegekräfte aus der Großkrankenpflege sowie mit generalisierter Ausbildung sind genauso willkommen im Team wie natürlich Kinderkrankenpflegekräfte. Aktuell gibt es nur einen Pfleger, der sich sicher auch freut, wenn er ein wenig männliche Unterstützung bekommt. Wer sich nach einer maximal 2:1 Betreuung sehnt, nach richtig viel Zeit für Pflege, aber auch mal einen Spaziergang, einen Besuch auf dem Spielplatz oder ein Buch vorlesen, ist im "Sternenzelt" genau richtig. Das Team macht einen sehr harmonischen Eindruck, die Teammitglieder unterstützen sich gegenseitig, die Arbeit scheint Spaß zu machen, das vermitteln die Pflegekräfte jedenfalls nach außen. Bewerbungen werden jederzeit entgegen genommen.

Für mehr Informationen besucht auch gerne die Homepage der Sozialstiftung Bamberg Zur Homepage
Aktuell gibt es noch keine ausführliche Seite des Kinderhospizes mit Bildern, daher hatte ich mir erlaubt, in Absprache mit der pädagogischen Leitung, Bilder, vor allem vom Innenbereich, hier zur Verfügung zu stellen. 
Allen, die sich auf den Weg nach Bamberg machen, wünsche ich eine wundervolle Auszeit.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Nicht ganz dicht, oder?

Wenn das Sterben zum Leben gehört