Wenn das Zwerchfell zwickt

Gleich zu Beginn dieses Posts möchte ich mich bei allen Physiotherapeuten, manuellen Therapeuten, Osteopathen und sonstigen Therapeuten entschuldigen, die wirklich Ahnung vom Zwerchfell, seiner Funktion, der Lage und den Problemen haben, die das Zwerchfell bereiten kann. Ich möchte gar nicht so tun, als hätte ich den totalen Durchblick, von dem was ich beschreibe bzw. auch auf Video präsentiere. Dieser Beitrag soll eher laufen unter dem Motto "besser als nix".

Gerade bei Kindern, insbesondere Säuglingen oder hypotonen Kindern oder Sondenkindern, kommt es immer wieder vor, dass das Zwerchfell Probleme bereitet. In manchen Fällen ist den Eltern oder Betreuungskräften nicht unbedingt bewusst, dass auftretende Missstände auf das Zwerchfell zurückzuführen sein könnten. Wir haben das Glück seit Geburt unserer Prinzessin in guter therapeutischer Betreuung zu sein. Unsere Therapeuten haben mich immer wieder angeleitet und mir einige Griffe gezeigt, mit denen ich unterstützen und helfen kann, ohne etwas falsch machen zu können. Genau darauf möchte ich hier eingehen. Wenn es jedoch Therapeuten gibt, die die Gelegenheit nutzen möchten zu zeigen, wie es professionell aussehen kann, möchte ich all diejenigen einladen, mit Kommentaren oder direkten Nachrichten auf ihr eigenes Angebot Aufmerksam zu machen. Ich bin nur Verwaltungsbeamtin, Ernährungsberaterin und Mama. Ich hab das nicht gelernt, ich versuche lediglich, so gut wie möglich weiterzugeben, was man mir gezeigt hat.

Wann darf man daran denken, dass das Zwerchfell beleidigt sein könnte? Um das zu verstehen, sollte man sich bewusst machen, an welchen Vorgängen im Körper das Zwerchfell überhaupt beteiligt ist. Wir brauchen es natürlich in erster Linie für die Atmung. Aber auch für Verdauungsfunktionen, Unterstützung von Lymphe und Blutkreislauf, als starker Helfer für eine stabile Wirbelsäule und eine klare Stimme und nicht zuletzt als Aufpasser dafür, dass Mageninhalt da bleibt, wo er hingehört, nämlich im Magen. Genau an dem Punkt zeigt sich jetzt beim oben erwähnten Personenkreis oft die Krux. 

Viele Kinder spucken, haben Probleme mit der Atmung, schreien, ohne dass man eine konkrete Ursache erkennen kann, verwinden sich vor allem nach Nahrungsaufnahme und haben Verstopfung. In allen Fällen kann es tausend Gründe geben, woran das liegt, aber man darf eben auch daran denken, dass das Zwerchfell einen gewissen Anteil daran hat. Sitzt das Zwerchfell nicht da, wo es hingehört, sondern zu hoch, kann es seine Aufgaben nicht mehr ordentlich wahrnehmen. Die Atmung kann flach werden, es kann Verspannungen geben und es kann eben passieren, dass die Kinder spucken. Gerade Kinder, die (noch) nicht sprechen können, müssen wir gut beobachten und wir können dazu beitragen, dass wir ihnen durch einige entlastende Griffe fürs Zwerchfell ein wenig helfen.

Die Bauchlage ist eigentlich immer eine gute Idee. Durch den Druck und die Anregung dazu, die Rumpfmuskulatur zu stärken, ist die Chance groß, das Zwerchfell an seinen Platz zu bringen. Leider ist gerade bei Sondenkindern die Bauchlage nicht immer der Burner. Alternativ können Sie mit einem kleinen Säckchen (Sandsäckchen oder für größere Kinder eine Gewichtsmanschette), das Sie ans untere Ende des Rippenbogens legen, dafür sorgen, dass die Atmung dorthin gelenkt wird. Das ist eine großartige Atemtherapie, die nebenbei das Zwerchfell ein wenig stärkt. 

Im Video erkläre ich Ihnen, wie Sie Ihre Hände platzieren können, um unterhalb des Rippenbogens das Zwerchfell davon zu überzeugen, dass es sich entspannt besser lebt. Ist das Zwerchfell nämlich verspannt, übernehmen Atemhilfsmuskeln gerne ein paar Funktionen und können sich im Laufe der Zeit ebenfalls verspannen. Die Schultern wandern nach oben, die Atmung wird flacher, damit fehlt der Druck auf den Darm, der wird ein wenig träge. 

Liegende Achten sind eine großartige Möglichkeit, das Zwerchfell zu entlasten und die Regenschirmübung, die ich ebenfalls im Video zeige. 
Wenn Sie selbst betroffen sind, können Sie sich ein wenig helfen, indem Sie regelmäßig Sport treiben, ganz bewusst atmen, die Schultern möglichst entspannen und die Bauchatmung praktizieren. Laut lachen hilft ebenfalls, das Zwerchfell zu trainieren. Mit geistig eingeschränkten Personen oder sehr kleinen Kindern, die (noch) nicht in der Lage sind, Anweisungen zu verstehen und auszuführen, bleibt allerdings nicht anderes als passiv zu üben. 

Vielleicht nehmen Sie diesen Beitrag und/oder das dazu gehörige Video zum Anlass, mit dem Physiotherapeuten Ihres Vertrauens ein wenig übers Zwerchfell zu plaudern und sich für sich oder Ihren betroffenen Angehörigen direkt am praktischen Beispiel ein paar Anregungen zu holen, das Zwerchfell zu pflegen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, viel Entspannung, weniger Sodbrennen und eine tiefere Atmung. 

Sollte das Video hier nicht automatisch starten, können Sie es auch hier direkt auf YouTube ansehen. Bitte lassen Sie Ihren Finger nah an der Lautstärkeregelung, unsere Prinzessin hat es nicht immer so mit dem Knopf für laut und leise. Ich kann Ihnen versichern, dass sie keine Schmerzen hatte, sondern lediglich ein wenig Dramaqueen für den Papa spielen wollte, der gefilmt hat. Vermutlich gehört sich das so, wenn man zehn Jahre alt ist. 



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