Neue Spritzen hat das Kind

 Alle Sondenpatienten und pflegende Angehörige von Sondenpatienten sollten jetzt gut aufpassen. Vor allem dann, wenn Sie Muttermilch, Pürierte Kost oder gar Ketogene Diät sondieren, sind die Spritzen, über die ich nun berichten möchte, wirklich ein Gewinn. Ich möchte betonen, dass ich im Folgenden sehr viel Werbung mache, für diese Werbung jedoch nicht bezahlt werde, die Spritzen haben mich schlichtweg überzeugt. Ich möchte auch den Unterschied zu regulären Enfit-Spritzen und den bisherigen Luer-Spritzen erklären.


Eigentlich sondieren wir noch immer mit Luer-Spritzen. Der Grund liegt darin, dass sie erstens schneller von der Sonde gezogen werden können und zweitens schneller sauber sind. Schnell abziehen ist in unserem Fall wichtig, da wir zwei Medikamente sondieren müssen, bei denen wir sehr schnell nachspülen müssen, damit sie den Tube nicht verstopfen. Mit einer regulären Enfit-Spritze geht das nicht gut, weil sie ein langes Gewinde hat und damit dauert es relativ lange, bis man auf- und wieder abgeschraubt hat. 


Da wir Nahrung aufziehen und nicht in die offene Spritze einfüllen, ist es auch schlecht möglich, das Gewinde zwischendurch ordentlich sauber zu machen. Das führt gerne dazu, dass der Nahrungsanschluss des Tubes schnell verschmutzt. Zwei Gründe, bislang noch mit Luer zu sondieren. Wir benutzen einen Adapter, auf den die Luer-Spritzen ganz einfach aufgesteckt werden können.


Dieser Adapter ist auch bei spontanen Klinikaufenthalten praktisch, weil jedes Krankenhaus Luer-Spritzen hat und wir somit immer gut versorgt sind und erstmal nicht an eigenes Equipment denken müssen.


Vor längerer Zeit sind mir jedoch Spritzen ins Auge gefallen, die von den Sondenmamas in den USA und Kanada verwendet wurden. Die sahen irgendwie einfacher zu handhaben aus, sie waren jedoch bei uns nicht erhältlich. Das hat sich nun geändert und auch bei uns kann man nun über die Firma Kreienbaum Neoscience diese Spritzen mit sämtlichem Zubehör erwerben. Bestellt werden die Spritzen ganz normal über die Apotheke, die sie dann direkt bei Firma Kreienbaum organisiert. Die Kosten werden von den Kassen in der Regel vollständig übernommen. Wir hatten keine Schwierigkeiten und bislang sind auch keine Fälle bekannt, in denen die Kostenübernahme abgelehnt worden wäre. Es sind ja Enfit-Spritzen, genau das System, das verwendet werden soll.

Was ist jetzt an diesen Spritzen so anders? Zum einen ist das Gewinde kürzer. Es sieht im Prinzip genau so aus, wie das Gewinde am Luer-Adapter, das man oben sieht, am rechten Ende.


Außerdem haben diese Spritzen einen anderen Aufbau. Sie sind in erster Linie für die Neonatologie konzipiert, laufen etwas konisch zu, um den Lipidverlust der Muttermilch möglichst gering zu halten. Dieses Phänomen ist bei fetthaltiger Nahrung Gold wert. Die Skala der 60 ml Spritze hat sich relativ schnell abgewaschen, was uns überhaupt nicht stört. Uns ist es nicht wichtig zu wissen, wie viel in der Spritze ist, wir ziehen die Nahrung aus einem Becher auf, wenn der leer ist, ist die Mahlzeit beendet. Die Skala ist mit einer unbedenklichen Lebensmittelfarbe aufgebracht, so dass auch niemand Sorge haben muss, wenn davon etwas in der Nahrung landen sollte. Bei den kleineren Spritzen hält die Skala wesentlich länger, also eigentlich normal lang, so wie wir das bislang gewohnt sind. Diese Spritze, die man im Bild sieht, benutzen wir schon seit Wochen! Ja, Ihr lieben Eltern, die Ihr ketogene Diäten sondiert, lasst Euch das mal auf der Zunge zergehen. Wochen. 

Bei unseren Luer-Spritzen mussten wir in der Regel nach ein paar Tagen die Spritze wechseln, weil sie so schwer ging, dass man den Kolben nicht mehr aufziehen konnte. Ich weiß von vielen Eltern, die ketogene Diät sondieren müssen, dass die Spritzen oft schon nach einer Mahlzeit nicht mehr zu bedienen waren. Diese Erleichterung liegt vor allem am Gummi. Ich habe mal alle drei Spritzen bzw. deren Gummi im Vergleich fotografiert:


Man kann sehr schön sehen, dass die Luer-Spritze einen relativ breiten Gummiring hat, der den Kolben voll bedeckt (was man auf dem nächsten Bild schön sehen kann). Bei der lila Spritze handelt es sich zwar um eine Enfit-Spritze mit regulärem Gewinde, aber es ist in diesem Beispiel eine wiederverwendbare Spritze, die mir Firma Kreienbaum freundlicherweise kostenfrei zum Testen überlassen hat. Würde ich mich an dem Gewinde nicht so stören, wäre auch diese Spritze wunderbar. Also wer kein Problem mit dem regulären Enfit-Gewinde hat, findet in dieser Spritze ganz rechts ebenfalls einen neuen Freund. 

Von oben betrachtet sieht man sehr schön, dass der Gummi den Kopf des Kolbens bei den neuen Spritzen nicht bedeckt im Vergleich zur Luer-Spritze:


Was ich auch als ausgesprochen angenehm empfinde, sind die Verschlüsse, die automatisch bei jeder Spritze beiliegen. Ich werde in den nächsten Wochen noch ein Video zu dem neuen System machen, dann zeige ich den entscheidenden Vorteil dieser Stopfen. Man kann sie nämlich einhändig bedienen und aufdrücken oder aber drehen und sie schließen richtig gut.


Bislang haben wir mehr oder weniger mühevoll diese roten Kombistopfen besorgt, die manchmal nicht ganz perfekt gehalten haben, vor allem bei sehr fettreichem Inhalt wie unserem CBD Öl. Wir haben sie allerdings gerne verwendet, um sie auf unsere durchsichtigen Adapter zu schrauben, sonst hätten wir die kleinen Teile vermutlich nie wiedergefunden. 


Die neuen Spritzen kommen in verschiedenen Größen von 1 ml bis 60 ml, wobei die kleinen Spritzen einen Low-Dose-Ansatz haben, so dass auch geringe Mengen nahezu rückstandsfrei sondiert werden können. Die Deckel passen auf alle Spritzen gleichermaßen.


Erfreulich ist auch das Zubehör, das man für diese Spritzen erwerben kann. Beispielsweise gibt es Apothekerdeckel in verschiedenen Größen, die auf die gängigen Medikamentenflaschen passen. Sie haben einen Deckel, mit dem man diesen Deckel eben wieder verschließen kann.


Der Vorteil an diesen Deckeln ist, dass man die Spritze direkt aufsetzen kann und so sehr hygienisch und kleckerfrei die Medizin direkt in die Spritze ziehen kann ohne einen Umweg über einen Medizinbecher zu nehmen oder mit einer Spritze in der Flasche zu hantieren, was den Inhalt verschmutzen könnte.


A propos Verschmutzung: Es gibt für die Reinigung der Spritzentüllen ganz tolle Bürstchen, die die Borsten bis oben durchgängig haben.


Die Bürstchen kommen mit Deckel, der dafür sorgt, dass die Bürstchen beim Lagern nicht verunreinigt werden. Vorher sollte man sie natürlich gut abtrocknen lassen.


Auch an den Nahrungsanschluss hat man gedacht. Ich habe den Verdacht, dass da jemand ähnlich gestrickt ist wie ich und Geklecker am Anschluss auf Biegen und Brechen nicht leiden kann. Das Reinigungstool hat zwei integrierte Bürstchen, die rund um das Gewinde säubern. 


Die lila Nase wird einfach auf die Öffnung gesetzt und dann geht es munter dahin. Der Nahrungsanschluss ist danach wieder picobello sauber.


Auf ein letztes Zubehör, das ich sehr praktisch finde, möchte ich noch eingehen, das sind die Schwerkraftspritzen. Gravity feeds habe ich lange nicht mehr praktiziert, weil das mit Luer-Spritzen eine sehr sportliche Angelegenheit sein kann, wenn man so ein Zappelkind hat wie wir. Man muss ja die Spritze offen lassen und ohne feste Verbindung zum Tube, ist man eigentlich die ganze Zeit am Halten, so dass der Gewinn aus der Schwerkraft nicht wirklich groß ist. Allein die Tatsache, dass sich der Körper im Prinzip recht physiologisch selbst sondiert, ist ein Argument für diese Variante.

Mit den neuen Spritzen kann da nichts passieren. Die sind nämlich eigens dafür konzipiert und können geschlossen werden. So kann auch das größte Zappelkind keine Sauerei verursachen. Da ich auf das Schwerkraftsondieren mit einem eigenen Post in den nächsten Wochen eingehen werde, halte ich es hier recht kurz und stelle nur die Besonderheiten dieser Schwerkraftspritzen vor, die es ebenfalls in verschiedenen Größen gibt. Wir haben 20 ml und 100 ml zum Testen bekommen.


Die Spritzen haben Ösen, an denen sie ganz leicht aufgehängt werden. Entweder an einen Infusionsständer, an irgendeinen Haken oder an ein tolles Haltesystem, das ich ebenfalls in nächster Zeit noch vorstellen werde, dann verlinke ich alle Artikel auch hier an dieser Stelle. Wir haben uns einen Freearm gegönnt, aber dazu wie gesagt später mehr, auch an den kann man jedenfalls die Spritzen hängen.

Entlüftet wird durch die Entlüftungszone. Man achtet beim Aufziehen der Nahrung darauf, dass man den Kolben unterhalb stoppt und erst, wenn man die Spritze aus der Waagrechten nimmt, zieht man den Kolben in die Entlüftungszone.


Auf dem Bild sind die Zonen sehr schön als Ausstülpung am oberen Ende der Spritzen zu erkennen. So kann die Luft entweichen, das System ist dennoch in sich geschlossen und hygienisch.

Möglicherweise gibt es weiteres Zubehör, das manchem helfen würde, aber für uns ist genau das, was wir aktuell haben, nahezu perfekt. Auch unsere Pflegeschwestern mögen die neuen Spritzen wesentlich lieber, weil sie so schön leichtgängig sind. Wer Fragen zu den Spritzen hat, darf die gerne an mich loswerden. Auch Firma Kreienbaum hilft gerne weiter. Ich habe auf der Suche nach dem perfekten Equipment für uns nur gute Erfahrungen mit dem Kundenservice machen dürfen, daher fällt es mir so leicht positiv zu schreiben.

Wer die Nase voll hat von Bergen an Spritzenmüll, wer fettreiche Nahrung sondiert, sollte ernsthaft über einen Wechsel nachdenken. Die Spritzen mag ich.

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