Wie läuft so eine Umstellung von Sondenkost auf Normalkost konkret ab?

Diese Frage wird mir immer wieder gestellt und daher widme ich ihr diesen Blogpost.

Bei einer Umstellung, die ich als Einzelberatung betreue, frage ich zunächst einige wichtige Basisdaten ab, außerdem findet eine gründliche Anamnese statt. Dafür verschicke ich zusammen mit den Vertragsunterlagen einige Formulare, die ich die Familien bitte, weitgehend auszufüllen. Alle noch offenen Fragen werden telefonisch, per Mail, per WhatsApp oder in einer Zoom-Konferenz geklärt, ganz wie es für die jeweilige Familie am besten passt. Wenn die Ziele festgelegt sind, starten wir mit der Umstellung.

In welchem Tempo und wie konkret wir mit der Umstellung beginnen, hängt ein wenig davon ab, ob der betroffene Sondenpatient bereits früher Normalkost konsumiert hat oder schon immer mit klassischer Sondenkost ernährt wurde. Krebspatienten oder Menschen mit einer erst im Laufe des Lebens auftretenden, progredienten Erkrankung gehören oft zu den Menschen, die ihre Magensonde erst später im Leben benötigen und die sich demzufolge bis zu diesem Zeitpunkt in der Regel "normal" ernährt haben.

Bei diesen Menschen ist die Umstellung relativ einfach, da man sich am Vorzustand orientiert und dem Darm einfach eine kurze Eingewöhnungszeit gönnt, um dann ziemlich genau das wieder als pürierte Kost über die Sonde zu geben, was im früheren Leben, vor der Ernährung mit Sondenkost, gegessen wurde.

Hat jemand noch nie etwas anderes als klassische Sondenkost zu sich genommen, erfolgt die Umstellung auf Normalkost unerheblich vom Alter des Patienten wie die klassische Beikosteinführung eines Säuglings. Man beginnt damit, zusätzlich zur Sondenkost kleine Mengen eines einzelnen Gemüses (in der Regel Karotte, Kürbis oder Pastinake) über die Sonde zu verabreichen. Nach zwei bis drei Tagen kann man die Menge etwas steigern, wenn es gut vertragen wird, nach weiteren zwei bis drei Tagen auf ein anderes Gemüse umsteigen und so fort, bis man irgendwann bei einem Fleisch-Kartoffel-Gemüsebrei landet und damit eine komplette Mahlzeit austauscht. Im Normalfall wird zunächst das Mittagessen ersetzt und dann fährt man mit der nächsten Mahlzeit fort und führt langsam Getreide ein sowie Obst und Milch. Immer sehr langsam, damit sich der Darm an die neuen Lebensmittel gewöhnen kann und damit Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten ausgeschlossen werden können bzw. rasch auffallen. So sind kurze Reaktionszeiten gewährleistet.

Selbstverständlich stelle ich ein Grundrezept für einzelne Mahlzeiten zu Beginn zur Verfügung. Ich ermutige aber alle Familien, die Speisenfolge möglichst rasch an die eigenen Gewohnheiten anzugleichen. 
Sobald die Umstellung auf Normalkost abgeschlossen ist, bitte ich nach etwa zwei Wochen die Familien, eine Woche lang mitzuschreiben, was wann sondiert wird. Dieser Teil der Beratung ist für alle Beteiligten der aufwändigste und hässlichste Teil - auch für mich, da bin ich ehrlich. Aber es gibt keine Alternative, da wir sicherstellen möchten, dass die Kalorien- und Nährwertversorgung möglichst optimal erfolgt. Sobald wir eine Übersicht haben, entscheiden wir, an welcher Stelle wir vielleicht noch ein paar Stellschrauben drehen dürfen, um weiter zu optimieren. Nach ein paar weiteren Wochen lade ich die Familien ein, das Protokoll für drei Tage nochmals zu führen, um zu sehen, wie weit die Optimierung gediehen ist.

In der Regel kommen die Familien von diesem Zeitpunkt an weitgehend ohne mich zurecht, während der Austausch in den ersten Tagen und Wochen oft sehr intensiv stattfindet. Ich betreue alle Familien allerdings zeitunabhängig, so lange wie ich gebraucht werde. Auch wenn ich ein halbes Jahr gar nicht s höre, bin ich natürlich wieder da, wenn eine Frage auftaucht oder eine weitere Überprüfung gewünscht wird. Für meine Sondenfamilien wird die Beratung als einmalige Pauschale berechnet, um den Druck zu eliminieren, die Umstellung möglichst schnell über die Bühne bringen zu müssen.

Die meisten Sondenpatienten werden in den ersten Wochen ein ganz klein wenig an Gewicht verlieren, was die meisten Familien etwas nervös macht und verunsichert. Das ist jedoch völlig normal und wird sich innerhalb weniger Wochen ausgleichen. Auch das tolerierte Volumen steigt relativ rasch mit der Einführung von Normalkost, so dass auch über diesen Weg eine Steigerung der Kalorien erreicht werden kann und damit die meist erwünschte Gewichtssteigerung sichergestellt wird.

Selbstverständlich biete ich auch Familien, die die Umstellung bereits alleine gemeistert haben, eine Überprüfung ihres Speiseplans an, auch das zu einem reduzierten Preis, weil mir "meine" Sondenfamilien einfach ganz besonders am Herzen liegen. Sie müssen also niemals Sorge haben, dass Sie durch meine Beratung arm werden 😉

Weitere Informationen können Sie gerne meiner Homepage entnehmen  www.besonders-gesund.de und natürlich dürfen Sie mich jederzeit persönlich kontaktieren für weitere Fragen. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen und Sie bei Ihrem Weg zu anständiger Nahrung zu begleiten.

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