Dieser Beitrag ist für alle Mamas, die jeden Tag einen tollen Job machen, sich dessen aber nicht immer wirklich bewusst sind.

Inzwischen sind es schon einige Jahre, in denen ich mehr oder weniger regelmäßig aus unterschiedlichen Gründen mit Müttern zu tun habe. Seitdem ich Mama unserer Sondenprinzessin bin, sind die Kontakte natürlich anders als früher, als ich selber noch keine Mutter war. Die Mütter sind anders, mit vielen dieser Mamas verbindet mich so eine Art unsichtbares Band, ohne dass wir jetzt alle zwangsläufig die dicksten Freunde wären. Wir sitzen alle in einem Boot, obwohl es nie das selbe Boot ist. Das unterscheidet uns Mütter von Kindern mit Behinderung jetzt nicht sonderlich von anderen Müttern, aber bei "uns" ist es irgendwie nochmal gravierender, das anders sein unserer Boote. Was allen Müttern, denen ihre Kinder am Herzen liegen, gemeinsam ist, ist dieses unsichtbare Band, das uns mit unseren Kindern verbindet und da ist es völlig unerheblich, ob es sich um normaltypische Kinder handelt oder um Kinder, die mehr oder weniger viele Besonderheiten mitbringen.

So fröhlich, vielleicht sogar friedlich und entspannt, wie unsere Hummel und ich auf diesem Bild aussehen, sind wir leider nicht immer, in manchen Phasen sogar leider recht selten. Aber es gibt sie, diese ganz besonders schönen Momente. Mich daran immer wieder zu erinnern und oft krampfhaft zu versuchen, mich genau daran aufzurichten, gelingt mal besser und mal weniger gut. 
Oft bin ich erschöpft, das ist eine Erschöpfung, die nicht nur körperlich, sondern auch geistig, psychisch - ach, eigentlich auf allen Ebenen stattfindet. Der permanente Spagat zwischen Lethargie, schlechtem Gewissen, Enthusiasmus, Sorge, Pflege ist an manchen Tagen kaum zu stemmen und auch ganz schwer auszuhalten. So oft denke ich, ich müsste eigentlich noch dieses und jenes machen, der eine Antrag liegt auch schon wieder drei Tage zu lang, um diesen Widerspruch wollte ich mich letzte Woche schon kümmern, eigentlich müsste ich die Maus noch viel mehr fördern und dann war die Last mal wieder so groß, dass ich einfach mit ihr auf der Couch eingeschlafen bin und beim Aufwachen die dreckigen Fenster sehe, über den unaufgeräumten Wäschekorb stolpere und die Staubmäuse aufwirbeln, sobald ich das kurze Kind in den ersten Stock bringe, weil es Zeit für die Physiotherapie ist.

Das Gefühl des Versagens, der vollkommenen Unzulänglichkeit hat mich schon oft gefangen genommen. Mit den Jahren bin ich aber auch schlauer geworden und behalte das nicht mehr nur für mich, sondern ich versuche es in Worte zu packen und laut auszusprechen. Denn wie durch ein Wunder findet sich tatsächlich irgendwo auf der Welt immer mindestens eine Mama, der es ähnlich geht, die dieses eine, grauenvolle Gefühl in einer sehr vergleichbaren Situation auch hat. Plötzlich fühlt man sich nicht mehr wie ein Alien, man weiß, so ganz alleine bin ich nicht mit meinem Empfinden. Mindestens einer geht es wie mir und schon ist es ein ganz kleines Stück weit erträglicher.

Und oft ist es eben nicht nur eine andere Mama, die sehr ähnlich empfindet, sondern mehrere. Ich kenne inzwischen sogar eine ganze Gruppe wundervoller Mamas, bei denen ganz oft mehrere gleichzeitig bei ähnlichen Fragenstellungen ähnlich oder gleich ticken. Jede hat ihre eigenen Herausforderungen, Hürden, Sorgen und Voraussetzungen. Es ist völlig gleichgültig, ob es um ein Kind geht oder mehrere. Ihr Mamas, die Ihr jeden Tag Euren Kindern eine Stimme verleiht, ihre Augen seid, ihre Füße, die Ihr für Eure Kinder forscht, für Eure Kinder kämpft und alles gebt, Ihr seid großartig und ich fürchte, das ist Euch nicht mal bewusst. Ihr seid Experten für Eure Kinder, Ihr habt ein ganz fantastisches Bauchgefühl für Eure Kinder. Leider wird von vielen Seiten versucht, Euch genau das abzutrainieren und madig zu machen. Lasst es nicht zu! Lasst Euch keine Vorschriften machen, nehmt Ratschläge an, aber lasst Euch nicht verbiegen. Was sich nicht gut anfühlt, ist auch nicht die beste Lösung für Euch. Vertraut Euch, hört auf Euch selber und sorgt für Euch!

Viel zu häufig geben gerade die Mütter wirklich ALLES für ihre Kinder. Sie stellen alle ihre Bedürfnisse ganz hinten an und gehen schon auf dem Zahnfleisch bevor ihnen bewusst wird, dass sie sich doch mal um sich selber kümmern müssen. Seid stolz auf Euch, auf das, was Ihr jeden Tag leistet und das, was Ihr schon erreicht habt. Und habt nicht immer ein schlechtes Gewissen - Ihr macht einen tollen Job! Vielleicht sollte ich selber auch ab und an darüber nachdenken, dass ich durchaus tagsüber etwas geleistet habe, auch wenn ich am Nachmittag eine halbe Stunde mit Kind auf dem Bauch auf der Couch lag und eingeschlafen bin. Häufig ist das schlechte Gewissen, dass es noch mehr hätte sein können, größer als alles andere, aber unterm Strich machen wir vermutlich alle einen guten Job.
Und falls Euch heute noch keiner gelobt hat, dann macht das jetzt bitte einfach mal selber, das geht ganz leicht: Vor den Spiegel treten, rechte Hand heben und damit ganz kräftig auf die eigene, linke Schulter klopfen. Good job, Mama!


 

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