„Du musst mal dringend kürzertreten!“, „Wie schaffst Du das alles?“, „Wenn Du nicht aufpasst, landest Du im Burnout!“. Solche und ähnliche Nachrichten erreichen mich in letzter Zeit häufig. Ich finde sie niedlich, denn sie implizieren, wir hätten hier eine Wahl. Die Wahrheit ist, dass unser tägliches Tun, unsere Pflege weit über unsere Kräfte hinaus, alternativlos ist. Die Schichten, die durch Pflegekräfte abgedeckt sind, werden tendenziell weniger statt mehr. Wie ich das alles schaffe? Keine Ahnung, ehrlich nicht. Ich denke nicht mehr drüber nach, ich mach einfach und was, wieviel und wie ich mache, tue ich nicht, weil ich so viel Bock drauf hab oder so viel Energie, ich funktioniere einfach, weil ich muss. Oder glaubt irgendjemand allen Ernstes, dass wir freiwillig auch am Sonntag um 4:45 Uhr aufstehen? Glaubt jemand wirklich, dass wir nicht lieber ausschlafen, den Sonntag auf der Couch verbringen und einfach rumsandeln würden, wie der Bayer sagt? Ernsthaft?! Unsere Tochter sollte spätestens um sieben ihre Medikamente haben. Die sollte sie nicht nüchtern einnehmen müssen, davor muss sie inhaliert haben und ich sollte sie einmal durchbewegt haben, weil das nach dem Frühstück nicht ganz so gut kommt wie vorher. Unsere To Do Listen sind irre lang und ja, es ist schon auch praktisch, so früh aufstehen zu müssen, auch an einem Sonntag, da passt mehr in den Tag. Wir steuern auf einen Burnout zu? Denkt das jemand im Ernst? Ich bin unter anderem Fachkraft für Burnout-Prävention und ich kenne die Vorzeichen, ich erkenne zielsicher die Anzeichen für einen Burnout und ich kann Euch versichern, weder mein Mann noch ich sind gefährdet. Wir sind schon mindestens fünf Mal drüber! Es ist unserer unfassbaren Resilienz geschuldet, dass wir uns immer wieder selbst oder manchmal auch ein wenig gegenseitig aus dem größten Sumpf so weit wieder hinausziehen, dass wir weiter funktionieren. Nicht, weil wir uns das freiwillig so aussuchen oder gut finden, sondern weil wir müssen. Ich habe aufgehört, nachzudenken und mach einfach. Nein, das ist nicht gesund und nicht zur Nachahmung gedacht. Aber es ist alternativlos, weil unsere Tochter nur uns hat. #ichpflegeeinkind